Verein Freiraum betont einmal mehr die Bedeutung der Frauenberatung.
Elke Halbwirth ist als Bürgermeisterin in Gleinstätten die einzige Frau an der Spitze einer Gemeinde im südsteirischen Bezirk Leibnitz. Dass das für sie keinesfalls einfach war, unterstreicht eine Begegnung kurz nach ihrem Amtsantritt im Jahr 2018: „Da kam mir eine Dame entgegen, die zu mir gesagt hat: ‚Boah, es ist schon ungewohnt, dass wir jetzt eine Frau als Bürgermeisterin haben‘. Diese Worte werde ich nie vergessen“, erzählt Halbwirth.
Ein persönlicher Einblick, den die südsteirische Kommunalpolitikerin nicht ohne Grund gewährte: Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentags lud der Verein Freiraum gemeinsam mit der einzigen Bürgermeisterin in Leibnitz zum Pressegespräch nach Gleinstätten. Seit 2006 bietet der Verein als Frauenservicestelle des Bundes in Leibnitz allen Mädchen und Frauen vertrauliche, anonyme und kostenfreie frauenspezifische Beratung an. Nun wurde das Angebot erweitert, seit Jänner kann auch in Arnfels die Beratung des Vereins in Anspruch genommen werden.
Was jedoch nicht bedeutet, dass man sich als Frau oder Mädchen dafür bereits in einem akuten Leidenszustand befinden oder gar von Beziehungsgewalt betroffen sein muss, wie Sandra Janics-Jakomini, Geschäftsführerin des Vereins Freiraum, betont: „Es gibt einfach eine Hürde, Frauenberatung in Anspruch zu nehmen. Und je ländlicher es wird, desto größer wird sie.“ Dabei könne sich jede Frau und jedes Mädchen an sie wenden, das Angebot sei sehr breit.
So greifen die Beraterinnen des Vereins etwa auf ein österreichweites Netzwerk an Partnern zurück, Mädchen und Frauen können sowohl bei therapeutischen als auch bei finanziellen oder juristischen Anliegen beraten werden. Man helfe aber etwa auch dabei, einen Kindergartenplatz zu finden. „Es ist sehr wichtig, die Angst vor so einer Beratung zu nehmen, weil man präventiv so viel machen kann. Und je länger man wartet, desto schwieriger wird es, etwas zu verändern“, erzählt Janics-Jakomini.
Zurück zum Weltfrauentag. Damit sich nämlich auch in Sachen Geschlechtergerechtigkeit etwas verändert, brauche es die gesamte Gesellschaft und permanente Reflexion, wie Janics-Jakomini unterstreicht: „Es ist die Verantwortung von jedem einzelnen zu schauen, wo kann ich einen Beitrag leisten und wo nehme ich die Frauenfrage vielleicht nicht ernst.“